Actinidia – Strahlengriffel, Traubenkiwi, Mini Kiwi

Im September und Oktober reifen Früchte der meisten Sorten der Strahlengriffel – der sehr wertvollen aber wenig bekannten Kletterpflanzen, die in unseren Klimaverhältnissen als Zier- und Nutzpflanze erfolgreich kultiviert werden kann.

Strahlengriffel schmücken jeden Garten und tragen leckere Früchte. Sie sind pflegeleicht und resistent gegen Krankheiten und Schädlinge, haben keine besonderen Ansprüche und gedeihen auch in der Umwelt der Stadt. Die Pflanzengattung Actinidia (Strahlengriffel) ist heimisch in Ostasien – von der Mandschurei bis Java. Die Strahlengriffel setzen Beeren an. Ihre Beeren, wie auch die Beeren der bei uns weit verbreiteten  Tomaten, Stachelbeeren und anderer beerentragender Pflanzenarten, sind essbar und schmecken lecker. Die Strahlengriffel sind meistens zweihäusig, das heißt, dass eine Pflanze entweder nur weibliche oder nur männliche Blüten hat.

Actinidia deliciosaDie am meisten verbreitete Pflanzenart der Gattung der Strahlengriffel ist Actinidia deliciosa (Kiwi, Chinesische Stachelbeere), die sehr gut bekannte und leckere Kiwifrüchte trägt. Die Actinidia deliciosa ist eng verwandt mit der Actinidia chinensis (Chinesischer Strahlengriffel), die im Jangtsekiang-Tal in China wild wächst. Anfang des 20. Jahrhunderts ist diese Pflanze nach Neuseeland eingeführt worden. Dort hat sich der Name Kiwi (nach dem neuseeländischen flugunfähigen Vogel Kiwi) durchgesetzt und die bisherige Bezeichnung Chinesische Stachelbeere verdrängt.

Heute werden Strahlengriffel in Italien, Spanien, Griechenland, Frankreich, Neuseeland, den USA, Japan, Israel und Chile angebaut. Die essbare Früchte tragenden Sorten des Chinesischen Strahlengriffels sind nur bis ca. -10oC frosthart. Die frosthärteste Sorte dieser Art, die zweihäusige Sorte 'Jenny', verträgt Temperaturen bis zu -15oC. Ihre Früchte sind allerdings klein und schmecken nicht gut.

Auf dem polnischen Markt ist auch Actinidia pilosula verfügbar. Diese sehr dekorative Art mit schmalen, farbig gefleckten Blättern wie die Actinidia kolomikta (Bunter Strahlengriffel) und mit intensiven rosa Blüten ist bis zu -18oC winterhart (Frosthärtezone 7). Daher kann sie nur in Wintergärten oder an warmen Standorten in Polen gepflanzt werden und muss im Winter geschützt werden.

In unseren Klimaverhältnissen können zwei winterharte Arten kultiviert werden: Actinidia arguta (Scharfzähniger Strahlengriffel) und Actinidia kolomikta (Bunter Strahlengriffel). Die erste ist je nach der Sorte bis zu -23oC bzw. -35oC frosthart und die zweite verträgt Temperaturen bis zu -40oC. Beide Arten werden oft als Zierkletterpflanzen zur Begrünung von Zäunen, Mauern, Pergolen und Lauben eingesetzt. Sie haben auch leckere Früchte. Die Früchte sind groß wie Stachelbeeren oder Trauben, also wesentlich kleiner als die Kiwis der Actinidia deliciosa.

Für Schrebergärten und für Obstplantagen werden vor allem Sorten des Scharfzähnigen Strahlengriffels empfohlen, die auch unter dem Namen MINI-KIWI bekannt sind. Sie haben recht große, leckere Früchte, die relativ lange und ohne Aufwand aufbewahrt werden können. Zur Bildung der Früchte braucht die Pflanze zirka 150 Tage ohne Bodenfrost. Eine erwachsene Pflanze trägt 10-20 kg Früchte.

MINI KIWI

Der Scharfzähnige Strahlengriffel wächst stark und erreicht eine Höhe von 30-50 m an einheimischen Standorten bzw. 4-8 m in unseren Klimaverhältnissen. Junge Triebe sind braun, alte – hellgrau. Grüne eiförmige Laubblätter werden Mitte Oktober gelb und fallen ab.

In Polen werden folgende Kiwi-Sorten kultiviert:


AktinidiaDer Bunte Strahlengriffel wird meistens wegen seiner dekorativen Merkmale und einer sehr großen Frosthärte (Zone 4-8) kultiviert. Die grünen Blätter der Actinidia kolomikta werden im Frühjahr zum Teil weiß und dann rot – im Mai und Juni sind sie schon dreifarbig: grün am Ansatz, weiß in der Mitte und intensiv rot an der Spitze. Besonders schöne Farben haben Blätter der männlichen Pflanzen an sehr sonnigen Standorten.

Die Früchte der Actinidia kolomikta sind kleiner als die der Sorten der Actinidia arguta und erreichen eine Länge von ca. 2 cm. Sie sind lecker, saftig und süß. Von einer Pflanze können bis zu 10 kg Früchte geerntet werden. Der Bunte Strahlengriffel braucht zirka 130 frostfreie Tage, um Früchte zu bilden. Sie werden im August reif und fallen sofort ab, so dass die Möglichkeit der Verbreitung dieser Pflanze in Obstplantagen stark begrenzt ist.
Die Pflanzen der Bunten Strahlengriffel erzeugen Stoffe, die Katzen anziehen. Damit die Blätter und Triebe von den Katzen verschont werden, empfiehlt es sich, die Pflanzen über die ersten drei Jahre mit einem Gitter am Wurzelansatz zu schützen. Nach der Härtung verträgt der Bunte Strahlengriffel Temperaturen bis zu -40oC.

In Polen sind manche Sorten dieser Pflanzenart bekannt:

 

ANBAU

Bei zweihäusigen Sorten müssen mindestens zwei Pflanzen derselben Sorte – eine männliche und eine weibliche – nahe voneinander (am besten im Abstand von 3-5 m) gepflanzt werden. Sollen mehrere Stück Strahlengriffel gepflanzt werden, kann auf 5 bis 8 weibliche Strahlengriffel aus einer Art (auch in mehreren Sorten) nur eine männliche Pflanze entfallen. Bei der Begrünung einer großen Laube können zum Beispiel eine männliche Pflanze 'Bayern Kiwi' M und je eine Pflanze der Sorten 'Bayern Kiwi' F, 'Jumbo', 'Geneva', 'Purpurna Sadowa' und 'Rogów' verwendet werden. Bei größeren Anlagen ist darauf zu achten, dass die männlichen Pflanzen zwischen den weiblichen möglichst gleichmäßig verteilt werden und zum gleichen Zeitpunkt wie die weiblichen Pflanzen blühen. Beim Platzmangel wird empfohlen, einen weiblichen und einen männlichen Strahlengriffel zusammen in einer Grube zu unterbringen. Eventuell kann auch eine monözische Pflanze verwendet (nicht immer zuverlässig) oder an einer weiblichen Pflanze ein männlicher Trieb gepfropft werden. Der Scharfzähnige Strahlengriffel blüht Ende Mai Anfang Juni und hat kleine weiße Blüten (Durchmesser 1-2 cm). Der Bunte Strahlengriffel blüht eine bis zwei Wochen früher und hat kleinere Blüten, die leicht nach Zitrone duften. Die männlichen Blüten stehen zu zehn oder mehr in Trauben zusammen und die weiblichen sind einzeln oder zu 2-3 angeordnet. Die weiblichen Blüten haben einen auffälligen, großen Stempel und Staubblätter, die keinen Pollen bilden. Sie können über 9-10 Tage bestäubt werden. Die männlichen Blüten zeichnen sich durch gut entwickelte Staubblätter mit Pollen aus, die über 3-4 Tage bestäubungsfähig sind. Die Bestäubungsqualität ist für die Anzahl und Größe der Früchte relevant. Wichtig ist, dass die weiblichen und männlichen Blüten in der Nachbarschaft zum gleichen Zeitpunkt blühen. Die Bestäubung erfolgt durch Bienen, andere Insekten und in einem geringen Umfang auch durch den Wind. Die Blüten der Strahlengriffel sind für Insekten wenig anlockend, so dass eine erfolgreiche Befruchtung nur dann möglich ist, wenn es viele Insekten gibt. In insektenarmen Regionen kann die Befruchtung „von Hand“ vorgenommen werden. In diesem Fall ist die Blüte einer weiblichen Pflanze mit einer abgeschnittenen männlichen Blüte über 1-2 Sekunden zu streichen. Eine männliche Blüte kann bis zu 5 weibliche Blüten bestäuben.

AktinidiaStrahlengriffel, insbesondere ihre empfindlichen Arten und Sorten, wachsen am besten an warmen, gut belichteten und vor dem Wind geschützten Standorten. Frostexponierte Lagen sind zu vermeiden, weil Strahlengriffel gegen Bodenfrost im Frühjahr empfindlich sind. Ein natürlicher Wärmespeicher sind große Seen und Flüsse. Auch beheizte Häuser geben Wärme ab und erhöhen damit die Überlebenschancen empfindlicher Pflanzen. Am besten geeignet sind Lagen an West- und Südwestseiten der Fassaden, die vormittags im Schatten stehen. Die Pflanzen sind in den ersten 3-4 Jahren nach der Pflanzung gegen Frost empfindlich. Es empfiehlt sich, den Wurzelbereich in dieser Zeit mit Rindenmulch oder Holzspänen für den Winter abzudecken. Der Anbau im Foliengewächshaus ist nicht empfehlenswert, weil die Vegetation unter solchen Bedingungen im zeitigen Frühjahr beginnt und die Pflanzen gegen den Bodenfrost stärker anfällig werden.

Der Strahlengriffel hat keine besonderen Bodenansprüche, allerdings wächst er besser auf nährstoffreichen aber leichten Böden mit einer Tiefe von 1-1,5 m. Der Boden soll gut durchlässig, feucht aber ohne Staunässe und leicht sauer bis neutral (der pH-Wert im Bereich 5-6,5) sein. Da das Wurzelwerk flach ausgebildet ist, muss der Boden nicht aufgelockert werden. Strahlengriffel sollen in Gruben, die mit guter Komposterde oder altem Stalldünger verbessert wurden, so tief gepflanzt werden, wie sie bis jetzt in Töpfen wuchsen. Die Strahlengriffel müssen regelmäßig stark gegossen werden, weil sie sehr viel Wasser brauchen, insbesondere in der Zeit des starken Wachstums und bei der Hitze. Ab dem 2. Jahr nach der Pflanzung ist auch eine nachhaltige Düngung mit Mikro- und Makroelementen erforderlich. Das Düngemittel wird am Wurzelansatz ca. 20-80 cm von dem Stamm gleichmäßig verteilt.

 
SCHNITT

Strahlengriffel, die als Zierpflanzen eingesetzt werden, können wir frei wachsen lassen. Zurückgeschnitten werden dann nur zu dicht verzweigte bzw. störende Triebe. In diesem Fall wird die Pflanze nicht reich tragen, der Ertrag später eintreten und die Qualität der Früchte schlechter sein. Sind viele schöne und hochwertige Früchte gewünscht, müssen die Pflanzen stark zurückgeschnitten und entsprechend geformt werden. Dabei ist zu beachten, dass Früchte an horizontal geleiteten zwei- und dreijährigen Trieben angesetzt werden.

Auf Obstplantagen werden Strahlengriffel meistens an T-förmigen Kletterhilfen geformt (Abb. A). So geleitete Triebe sind besonders reich tragend. In den Gärten werden die Pflanzen an zwischen Pfosten gespannten Drähten, Fassaden bzw. Zäunen geformt (Abb. B). Die ersten 3-4 Jahren sollen der richtigen Formgebung der Pflanzen gewidmet werden. Die Pflanzen leben bis zu 50 Jahren.

ActinidaIm 1. Jahr ist ein starker Haupttrieb zu formen. Im Januar-Februar (auf jeden Fall noch vor der Vegetationszeit, damit die Pflanze nicht „weint”) wird die Haupttriebspitze 3-5 cm über dem Spalierrand zurückgeschnitten (Abb. A2 und B2). Im 2. Jahr sind die stärksten, sorgfältig gewählten Seitentriebe des Haupttriebs seitwärts zu leiten und an die Drähte zu binden. Im Winter werden sie bis auf 8-12 Knospen zurückgeschnitten (Abb. A3 und B3). Die Knospen treiben dann im Frühjahr aus und an diesen Trieben kommen im Folgejahr die ersten Früchte. Die Triebe müssen seitwärts geleitet und im August gekürzt werden. Das fördert die Bildung der Blütenknospen (Abb. A4 und B4). Der Ertrag tritt im Herbst ein (Abb. AB 5 unten) und im Winter sind dann 30%-70% aller tragenden Triebe zu entfernen (Abb. AB 6 nachstehend). Am Ansatz müssen jedoch Verzweigungen gelassen werden, aus denen sich neue tragende Triebe entwickeln. Jedes Jahr müssen im Sommer und im Winter alle vom Stamm abgeleiteten Triebe und Triebe, durch die der Strauch zu dicht wird, entfernt werden. Durch den Rückschnitt wachsen die Pflanzen schwächer und müssen sich vegetativ nicht anstrengen. Sie bekommen auch einen besseren Zugang zu Luft und Licht, die für das Reifen der Früchte erforderlich sind.


A: T-förmiges Klettergerüst

B: Vertikale Stütze (z.B. Hausfassade)

A1 – B1: Pflanzen

A2 – B2: Winterschnitt nach dem 1. Jahr

A3 – B3: Winterschnitt nach dem 2. und 3. Jahr

A4 – B4: Winter- und Sommerschnitt im 3. und 4. Jahr

AB5: Ertragseintritt im 4. und 5. Jahr

AB6: Winterschnitt nach dem Ertrag im 4. und 5. Jahr
 

FRÜCHTE

Bei Strahlengriffeln setzt der erste Ertrag meistens im 4. Jahr nach der Pflanzung ein. Nicht ausgereift geerntete Früchte werden weich und reifen nach, wenn sie zusammen mit Äpfeln oder mit anderen Äthylen erzeugenden Früchten gelagert werden. Es empfiehlt sich, die Früchte in einem Plastikbeutel einige Tage in der Raumtemperatur zu lagern.
Die glatt- und dünnschaligen Früchte der Strahlengriffel können roh mit der Schale gegessen werden. Sie werden auch zu Salaten, Gelees, Kuchen und anderen Gerichten zugegeben. Kiwi-Früchte können – wie Trauben – getrocknet (dann schmecken sie ähnlich wie Rosinen und sehen auch so aus), tiefgefroren und mariniert werden. Sie eignen sich für Verarbeitung in Obstwein, Liköre und Marmeladen.
Kiwi-Früchte sind sehr gesund. Sie enthalten kein Fett, wenig Natrium und sehr viel Kalium sowie viele Spurelemente, darunter Zink. Kiwi-Früchte sind sehr vitaminreich, auch an Vitamin C. Die Früchte des Scharfzähnigen Strahlengriffels enthalten zirka 400 mg% Vitamin C. Der Gehalt an Vitamin C in Zitronen und Orangen beträgt zum Vergleich zirka 100 mg%.

Purpurna Sadova